Beim Jubiläumsrennen in Hamburg traten 6 ERGler an. 4 bildeten das Team Essener RG 1900 und wurden von Nathalie kräftig unterstützt.
Jeder und Jede hatte seine persönlichen Ziele.
Rolf fuhr zum vierten Mal auf der Mönckebergstrasse über die Ziellinie.
Ob sie Ihre Ziele erreicht haben lest Ihr hier.
Die Antwort kann kurz und knapp ausfallen:
Spaß haben und sturzfrei sicher ins Ziel kommen war die Devise. Ziel erreicht! Wer aber einmal „Lunte gerochen“ hat, der führt darüber hinaus meistens noch mehr im Schilde.
Nathalie fuhr ihr erstes Jedermann- Rennen, nachdem sie schon in früheren Jahren in der U 17 und U 19 Erfahrungen gesammelt hatte. Sie wollte sehen, worauf es im Jedermann-Rennen ankommt.
Michael wollte Nathalie unterstützen und sie sicher vom (leider etwas unglücklichen) letzten Startblock so weit wie möglich nach vorne geleiten.
Volker wollte testen, wie die beste Platzierung mit geringstem Trainingsumfang machbar ist.
Klaus fuhr das erste Mal auf der 100er Strecke und wollte unter 4 Stunden bleiben und die Verpflegungsstation rechts liegen lassen.
Rolf (von dem dieser Bericht ist) wollte in der Altersklasse eine möglichst gute Platzierung schaffen.
Vattenfall Cycclassics, die größte Jedermann Radsportveranstaltung Europas, ist für viele Radsportler der Höhepunkt des Radsportjahres.
Bei 20.000 Teilnehmern fragt man sich, ist das überhaupt machbar, ist das zu organisieren?
Wer einmal teilgenommen hat, kommt fast immer mit tollen Eindrücken, Begeisterung und zufrieden zurück. Die Fahrt über die 60m hohe Köhlbrandbrücke, die in diesem Jahr gleich von beiden Seiten angefahren wurde, ist ein Erlebnis das man so schnell nicht vergisst.
Die Begeisterung der Hamburger und der Menschen in den durchfahrenen Orten Niedersachsens sucht ihres Gleichen.
Wer nach 100km auf gut präparierten und gesicherten Straßen an der Binnenalster ankommt, über den Jungfernstieg fährt und dann in die Zielgerade auf der Mönckebergstraße einbiegt, bekommt bei dem ohrenbetäubenden Lärm spätestens auf dem Zielstrich eine Gänsehaut. Wenn nicht, selbst Schuld.
Nach meinem ersten, spontanen Start im Jahr 2012, konnte ich im Jahr 2013 mein bestes Ergebnis erzielen. Platz 15/489 in der AK Sen4 mit einer Durchschnittsgeschwindigkeit von knapp 38 las ich fast ungläubig in der Ergebnisliste.
Ein Jahr später war es in erster Linie der Kopf, der nicht frei war und mir Grenzen setzte. Zwar fühlte ich mich fit, aber ich war nicht auf Radrennen programmiert.
Also war ich gespannt, wie es in diesem Jahr laufen würde. Fit fühlte ich mich auch dieses Jahr wieder.
Unterstützer, bei denen ich mich auch noch einmal bedanken möchte, hatte ich genug. Raphaela gab mir Tipps für die passenden Trainingseinheiten in der letzten Vorbereitungsphase. Stefan von Bewegungsfelder machte Vorschläge für die Energieversorgung während des Rennens und die passenden Belastungszonen. Jörg O. opferte sich als Moped und brachte mich in einer Tempoeinheit noch einmal richtig in Fahrt. Viele machten mir Mut.
Nur mit meiner gewohnten Nervosität stand ich letztlich alleine im Startblock. Die legte sich aber schnell. Ernüchterung trat am Tag vorher bei der Akkreditierung ein. Hatte ich es im Vorjahr aufgrund meiner guten Ergebnisse bis in Startblock G geschafft, las ich nun auf meiner Startnummer ein großes J. Das war das Ergebnis meiner zu zögerlichen Haltung bei der Anmeldung und eines vergessenen Kreuzchens im Anmeldeformular.
Dadurch wurde ich nicht nach meinen Vorjahresleistungen einsortiert, sondern fand mich im Teamstartblock wieder. Nun ja, machen wir das Beste daraus, dachte ich mir.
Gleich nach dem Start entdeckte ich zwei Fahrer in Vereinstrikots, deren Fahrstil mir zusagte und deren Tempo für mich gut mitzugehen war. Im Flachen rollte es gut und meistens zu Dritt schafften wir es uns durch das Gewühl in den Feldern nach vorne zu schieben. In dem welligen Streckenprofil hielten sich die beiden Kollegen an den Hügeln etwas zurück und ich konnte das aufgrund meiner guten Form etwas ausgleichen.
Ein vollkommen neues Gefühl für mich: Aus Startblock J gehörte ich zu denjenigen, die das Tempo machten und sich von Gruppe zu Gruppe nach vorne orientierten.
Viel kam da nicht von hinten nach. Und wenn dann waren es schnellere, deren Tempo für mich wirklich zu hoch war.
Das machte Spass.
Nach ca. 50km war es mir ein Bedürfnis mich bei den Kollegen für das Teamwork zu bedanken. Ich sagte:“Bevor ich Euch verliere ……..“. Worauf ich zu hören bekam:“Wieso solltest Du uns verlieren, vielleicht verlieren wir dich“. So kam es auch. Nach einer Weile fanden wir uns in einer Gruppe wieder, bei der ich das Gefühl hatte: Die bleibt nicht zusammen und bevor ich abgehängt werde ab nach vorne. Der nächste Hügel war meiner. Ein Blick zu den Kollegen, Antritt und los. Ich hörte nur noch, wie mir einer der Beiden hinterher rief: „mach es gut, viel Erfolg“.
Das war`s, schade.
25km vor dem Ziel schloss ich mich erneut einem Dreierteam aus Hessen an.
Es lief mäßig bis gut. So konnte ich aber Kraft sparen.
Zu uns gesellte sich ein Safer Cycling Guide. Respektvoll wollte ich den drahtigen Kerl in unsere Gruppe lassen. Kurzes small talk und er meinte:“ Bleib mal dran“.
Bis er sich plötzlich an die Spitze der Gruppe setzte und ab ging die Post.
Wieder Tempo jenseits der 40km/h. Das ging bis zum 2. Anstieg Köhlbrandbrücke gut, dann hatte die Gruppe das Zeitliche gesegnet.
Bis dahin lief alles super. Mein Garmin zeigete einen Durchschnitt jenseit der 37.
Aber wie heißt es: „die Ersten werden die letzten sein“.
Spätestens im Freihafen auf den letzten 12-15 km war niemand mehr da, der mit Tempo gemacht hätte. Ich schaute immer wieder verzweifelt auf den Tacho. Alleine war ich nicht mehr in der Lage auf der windanfälligen Schlussetappe das Tempo hoch zu halten.
Einmal waren wir zu zweit. Der Kollege schaut sich um und sagt: „Sch…. da geht keiner mit. Das wird nix“
Bis zum Ziel sank der Durchschnitt wieder beträchtlich. So ist es in den hinteren Startblöcken. Das Rennen wird nicht zu Ende gefahren. Alle nehmen zum Schluss die Beine hoch. Das habe ich ich mit einem besseren Startplatz schon anders erlebt.
Die Athmosphäre an der Alster, dem Jungfernstieg und der Mönckebergstraße war wieder großartig und hellte die Stimmung wieder auf. Wieder einmal konnte ich es nicht lassen noch einmal auf der Zielgeraden zu sprinten. Platz war da, kein Gedränge, kein Risiko. Ein letzte Kräftemessen, noch einmal Taktik. Auch das macht Spaß, aber ein bischen „Banane“ ist es schon.
Nicht nur Ziel 1 haben wir alle erreicht.
Für Jeden/Jede von uns gingen auch die persönlichen Ziele in Erfüllung.
Dem Team Nathalie / Michael gelang es aus dem letzten Block heraus 100te Starter hinter sich zu lassen. Noch lange nachdem wir unsere Transponder abgegeben hatten, das Erdinger geleert und Michael sich mit einer größeren Menge Kuchen gestärkt hatte kamen noch Teilnehmer ins Ziel. Da wurde uns klar, was die Beiden geleistet hatten.
Klaus schaffte es nicht unter 4 Stunden, sondern in 3:31 (Anm.: Ich hab ihm das sowieso zugetraut). Und er hat es nicht bedauert, dass er das Personal der Verpflegungsstation nicht kennenlernen konnte.
Volker hat sein Ziel um eine Variante erweitert: Wie schaffe ich es schnellstmöglich eine gebrochene Speiche aus dem Hinterrad zu entfernen und das Rennen 60km mit geöffneter Bremse zu Ende zu fahren.
Für mich gab es neue Erkenntnisse: Hab ich mich bei den ersten Jedermannrennen immer rechts orientiert um Niemanden zu behindern, so gehörte mir nun meistens die linke Seite. Die Lücken suchen, die richtige Gasse finden in der ich nicht eingeklemmt werde, mich in der richtigen Gruppe positionieren die meinem Niveau entspricht, wann ist der richtige Zeitpunkt gekommen an den Steigungen anzutreten um Positionen gut zu machen. Das alles ist mir ganz ordentlich gelungen.
Am Ende kam Platz 47/558 Ak Sen4 und Platz 1733/7988 mit einem Schnitt von 36,67 km/h dabei heraus.
Für einen, der das Fahrradfahren vor ca. 55 Jahren gelernt hat, aber erst mit 55 die Liebe zum Radsport entdeckte, denke ich, ist das ganz o.k.
Eines ist klar: Das was da in der Sen4 und den AK darüber hinaus abgeht ist kein Seniorensport. Aber das wussten wir ja sowieso schon.
Gruß
Rolf
Vom 6. nicht erwähnte Vereinsmitglied haben wir nun auch eine Rückmeldung erhalten.
Peter B. fuhr im Team der „Lufhansa Technik“.
Für Ihn war es die erste Teilnahme an einer Jedermann Veranstaltung.
Peter freut sich schon drauf, sich im Jahr 2016 dem ERG Zug anschließen zu können. Und wir freuen uns auf seine Unterstützung.
Wer wird uns noch unterstützen?