Wer zu einem 24 Stunden MTB- Rennen antritt, muss vor allem drei Dinge beherzigen: 1. Schmerz ist vergänglich, man muss ihn nur erstmal überstehen, 2. sie kochen alle nur mit Wasser und das Pech kann jede/n ereilen und 3. kommt es eh alles immer anders, als man plant und auch 4 Minuten können entscheidend sein.
Vor allem aber passte nichts besser für unser Vorhaben als Jule’s Solgan „Du sollst nicht langsam sein.“ aufs Oberrohr (wahlweise auch Vorbau), um mächtig Dampf zu machen!?
Bereits zum 4. Mal wurde am Aktivsee Alfsee bei Rieste im Osnabrücker Land die Deutsche 24h Meisterschaft ausgetragen. Bereits 2012 bin ich hier mit einem 8er Damen Team erfolgreich angetreten – und damals königlich im Matsch und Regen abgesoffen. Und auch wer letztes Jahr das Rennen verfolgt hat (Dank super Service eines Liveticker immer gut möglich!), weiss um die Tücken des Regens für diese Strecke…
Dies Jahr sollten wir aber alle deutlich Glück haben. Bis auf den Anreisefreitag, der noch satt in Regen unterging, blieb es trocken und dabei schön sonnig. Statt Ostfriesennerz war diesmal Sonncreme das Mittel der Wahl.
Die Stimmung der gesamten Veranstaltung war dadurch natürlich mal im Top-Level anzusiedeln. Doch auch die Orga des Events hat innerhalber der letzten Jahre mächtig gerührt und sich professionalisierter aufgestellt. Während vor allem die Expo gewachsen war und alle Eventbesucher nach wie vor die Vorzüge des 5-Sterne Campingplatz nutzen konnten (ein echter Luxus bei 24h Events: die Sanitäranlagen!), war neben der Starterliste auch die Strecke expandiert. Startete man vor 2 Jahren noch auf knappen 8km und 120hm, waren nun auf jeder Runde satte 12km mit 160hm zu bewältigen – für ein Rennen der XC-Kategorie für manche (O-Ton) „echt grenzwertig, aber schön“.
Denn wer denkt, das Osnabrücker Land ist flach, wird hier eines besseren belehrt! Die Höhenmeter verteilen sich „elegant“ über die Deiche und Staumauern des Alfsees. Im rasanten Wiesenhoppelgalopp ging’s im Zick-Zack 24 Stunden entlang des Naturschutzgebietes Alfsee. So schön die Aussicht(en) auch sind und die Strecke echt Spaß macht zu fahren – sie geht deutlich an die Substanz. Vergleichsweise viel Singletrail-Anteil, aber genauso viel Drückerstrecken erfreuen XC-Spezialisten genauso wie Freizeitsportler, die sich dieser besonderen Herausforderung stellen.
Wermutstropfen: Gefahrenstellen waren leider nicht gekennzeichnet, was zu manchen brenzligen Situationen führte. Auch waren keine Streckenposten positioniert. Alles in allem blieb es aber laut Angaben des DRK und THW, die entlang der Strecke und im Start/Ziel-Bereich gut vertreten waren, vergleichsweise ruhig. Die Strecke war gut abgeflattert (bis auf eine nächtliche Aktion einzelner Unsportlicher, die eine galante Abkürzung im Schutz der Dunkel nutzten) und nachts gut mit Flutlicht ausgeleuchtet. Die „gefährlichen“ Rampen sind zurückgebaut oder durch fahrbarere Konstruktionen ersetzt worden. Die Strecke mit Mulch, Kies und Sand nachpräpariert worden, was die Strecke trotz Regenflut Tags zuvor gut fahrbar machte. Trotz der harten Belastung behielt sie zudem ihre Konsistenz.
In diesem Jahr sollte es nun also zusammen mit 15 anderen Verrückten im Team2Beat an den Start gehen. In zwei Mal 8er Mixed- Kombinationen hieß es gegen die Uhr und echt saftigen Gegnern anzutreten. Denn der Name Team2Beat ist Programm: Team 1 trat um nichts geringeres an, als um die Titelverteidigung an. Hier mit von der Partie natürlich auch starker ERG-Beteiligung in Form von Vivien Krokowski und Thomas Freund. Vivien fuhr, das soll nicht unerwähnt bleiben, mit knappen 29 Minuten die schnellste Runde aller im 8er-Mixed startenden Damen – und die meisten von selbigen ebenso. Nämlich 5 – dabei konstant und schnell. Absolut starke Leistung!
In Team 2 war neben mir noch Andreas Heuchel als zweiter ERG-Söldner an Bord. Für uns ging es um die Plätze 3-5, wobei für uns langsam keine Option war und am liebsten der Doppelerfolg angepeilt wurde. So wurde ab Startschuss zum Angriff gepfiffen.
Der Startschuss fiel pünktlich um 14:00 Uhr – und die Startfahrer Patrick (Team1) und Bennet (Team2) legten gut vor, so dass sich das Endergebnis schon nach der ersten Runde fast abzeichnete: Team2Beat 1 auf Platz 1 vor ‚Team Radon‘ und Team2Beat 2 mit knappen 40 Sekunden vor ‚Team Univega Semipro‘ auf Platz 3. Das Rennen verlief für alle nebst bekannter Anstrengung und Frustattacken weitestgehend sturzfrei. Lediglich ein Defekt brachte Team 1 nächtlich kurzzeitig ins Straucheln, konnte aber gut abgefangen werden, so dass bereist 4 Stunden vor Ziel sogar eine Runde Vorsprung herausgefahren war.
Die Taktik, „Windschattendeichtaxi“ für Team 2 spielen und Platz 3 somit klar machen zu können, ging leider nicht auf, womit die Konservierung der Titelverteidigung Priorität hatte. Bis zur letzten Runde blieb es spannend in beiden Paarungen. Leider musste knapp 2 Stunden vor Zielschluss ein Sturz verzeichnet werden. Dem Verunfallten passierte glücklicher Weise nichts, was für uns die Hauptsache war. Bis Ende der 24 Stunden reichte es aber trotz größter Anstrengungen der schnellsten Fahrer, Bennet, Christian und Sebastian, für Team 2 leider nicht mehr den erlittenen Rückstand von 4 Minuten auf ‚Team Univega Semipro‘ wegzumachen, was den „undankbaren“ 4. Platz bedeutete – allerdings von 19 (in Worten neunzehn) 8er Mixed Teams.Unterm Strich gelang es uns um diesen „Mückenschiss“ nicht den Masterplan zu erfüllen, wohl aber den Titel zu verteidigen. Und das zu dritten Mal in Folge! Herzlichen Glückwunsch an Team2Beat 1: Vivien, Thomas, Patrick, Philipp, Timo, Marcel, Marco und Gunnar!!
Christian, Bennet, Dieter, Sebastian, Björn und Thorsten ebenso wie meine Wenigkeit aus Team 2 sind nicht zu niedergeschlagen – aus gut informierten Kreisen war zu entnehmen, es werden schon neue Pläne geschmiedet. ;)
Als ein sehr emotionales und zugleich auch sehr schönes wie anstrengendes Rennen werde ich diesen Event in Erinnerung behalten und mich über bzw. auf eine Revanche für die 4 Minuten mit Team2Beat 2 sehr freuen.
Beide Teams harmonierten sehr gut untereinander wie miteinander, was sich im Ergebnis deutlich niederschlägt. Wir haben alles riskiert und nun nur knapp „verloren“. Doch: Team2Beat must still be beaten! ;)
Besonderer Dank geht an fünf Personen: Nikola, die trotz Geburtstag eine perfekte Orga im Vorfeld wie während des Events durchführte und mit Unterstützung durch die Papas von Philipp und Marcel, in der Wechselzone einen prima Service leisteten, Antje und ihre magischen Hände, die uns die Wehwehchen wegmassierte und Mechanikus Thorsten, der nicht nur mein eigenes Rad noch kurz vor knapp umschraubte und Race-Fertig machte.
Neben uns Vieren sind natürlich auch weitere ERG-Starterinnen und -starter am „Alf“ unterwegs gewesen. Allen herzliche Glückwünsche zu ihren Leistungen!
Hier alle Platzierungen zusammengefasst:
Wencke Kaup, Solo Damen, 4. Platz (20 Runden)
Michaela Langer, Solo Damen, 5. Platz (18 Runden) – hierlang zu ihrem Bericht
David Habryka, Solo Herren, 11. Platz von 54 (31 Runden) – zum Bericht hierlang
Alle Ergebnisse findet ihr hier.
Und wer noch mehr Eindrücke zum Rennevent am Alfsee lesen möchte: Andreas hat auch einen kleinen feinen Bericht auf seinem Blog verfasst. Guckst du hier.
Fotonachweis (mit freundlicher Genehmigung folgender Unternehmen:) – Foto 1: sportograf.com – Foto 2-5: Andis Sportfotos