Raphaela, sonst mit den Matschhühnern am Start, startete beim 12h Nachtrennen Radevormwald im 4er mixed Team „Grüne Drecksäue 2.0“
Vorher aber rief der WDR zum Interview und nachher rief das Treppchen.
Glückwunsch Raphaela.
Wie es dazu kam lest Ihr in Raphaelas Bericht.Zwar ohne Schnaps, aber eine ähnliche Idee war es, beim 12h Nachtrennen Radevormwald an den Start zu gehen. Spontane Idee eines Bikekollegen, kurze Absprache mit ein paar weiteren Verrückten und schon stand das Aufgebot. Insgesamt zu 2x 4er Mixed sollte es am 20./21.07. nächtens rund im Bergischen gehen. Team „Grüne Drecksäue“ und Team „Grüne Drecksäue 2.0“ (in dem ich war) standen am Samstag ab 14:30h in Radevormwald mehr oder minder ratlos (aber nicht radlos) herum und bauten ihr kleines Lager vor der als Headquater gedachten Grundschule Stadt auf – und wurden als aller erstes mal vom WDR zu einem Interview zitiert. Irgendwer konnte dann das Wasser nicht halten und meinte (*zwinker*) „dann zieh aber auch dein Matschhuhndress an!“ – Zack, so war das ERG-Matschhuhn im TV. Noch bis Samstag im Podcast abzurufen unter Lokalzeit Bergisches Land „Aktiv auf zwei Rädern“ (ab Minute 3 ungefähr).
http://www1.wdr.de/mediathek/video/sendungen/lokalzeit/lokalzeit-bergisches-land/videoactionaufzweiraedern100_size-L.html?autostart=true#banner
Die Namensgebung sei noch kurz erklärt. Grün, das alkoholfreie Waldmeister-Zuckergesöff aus Euskirchen, stand ebenso Pate wie die MTB-Abteilung des ASC Dortmund. Die ERG-Kollegen Christian Kant und Thomas Freund wollten als 2er Herren an den Start, waren terminlich dann aber doch verhindert. Und sonst war kein weiteres ERG-Mitgleid startwillig, weshalb ich beschloss, dem Team, dem noch ein Teilnehmer bzw. eine Teilnehmerin fehlte, kurzerhand beizutreten, um die Chance eines kleinen Test zu nutzen.
Radevormwald, in der Nähe von Wuppertal, Remscheid und Lennep gelegen, war ja auch nicht so weit entfernt und in einer guten dreiviertel Stunde erreichbar. Da es sich auch um ein Nachrennen handeln sollte, war auch kein höllisch-frühes Aufstehen notwendig. Also hin!
Nun aber zurück zum Event. Jede Runde des Rennens sollte 18km lang sein und knappe 350hm messen, was eine ungefähre Fahrzeit 45-55min entsprechen sollte – so unsere Schätzung und auch tatsächlichen Fahrzeiten. An sich klingt das ja erst einmal nicht so dramatisch – die zu bewältigende Distanz für ein Stundenrennen war aber schon einmal ungewöhnlich. Dazu das Ganze bei Nacht. Bei der Extraschicht noch festgestellt, dass die neue Bikelampe defekt ist und glücklicherweise schnellen Ersatz bekommen, sollte es hier nun zum Nightridetest unter Rennbedingungen kommen. Im Anbetracht dessen, das bald das 24h Rennen in Duisburg ansteht, war das Rennen aber vor allem als kleiner Test angedacht, wie groß das Desaster @ Duisburg werden könnte. Nachdem die Verletzung 10 Monate her ist, aber noch immer Pinne bereitet, erwartete ich persönlich zunächst nicht all zu viel von meiner Leistung. Das sollte also spannend werden – nicht nur wegen der zu erwartenden Eventzeit und -größe.
Der Event wurde zum ersten Mal ausgetragen und war dementsprechend relativ klein besetzt. Insgesamt gingen wohl rund 100 Starterinnen und Starter in verschiedenen Teamkategorien an den Start, um sich dem Kampf gegen die Uhr zu stellen.
Etwas sehr weit aus dem Fenster gelehnt hat sich der Organisator Sven Schreiber allerdings gleich zu Beginn der Veranstaltung beim Fahrerbreifing selbst: „Das Rennen soll ein Pilot sein. Wir möchten ab nächstem Jahr einen weiteren Event wie ein Stundenrennen oder gar einen Marathon a la P-Weg anbieten.“ Ein Raunen ging durch die Fahrerschaar – da hat man sich aber ein sehr emsiges und hohes Ziel vorgenommen!! Bis dahin sind aber noch einige Verbesserungen auszumerzen. Fängt bei der Verpflegung an (Käsetortelinii mit Spinatrahmsoße als Pastaparty 4 Stunden vor Start anzubieten, zeugt leider nicht von sehr viel Verständnis von Sportlerernährungspraxis. Das Büffet war im allgemeinen eher überschaubar und bot nicht wirklich große Gaumenfreuden an. Gut beraten war man, Pizzerien oder andere Lokale aufzusuchen und sich selbst einzudecken), und hört bei einer doch eher mauen Streckenbeschilderung (insbesondere für einen Nachtevent!) auf. Mehrfaches Verfahren trotz höchster Aufmerksamkeit war keine Seltenheit und führte zu viel Frust im Fahrerlager. Eine Extrarunde war auf der Distanz doch arg kräfterauben. Lokalmatadoren waren da natürlich deutlich im Vorteil. Die Streckenverpflegung war an zwei Punkten ausgewiesen, was für die Distanz von 18km sicher sehr angemessen war – jedoch wurde sie vor allem in den Nachtstunden sehr vermisst. Auch eine Techzone war angegeben worden – und auch sie war nicht zu finden. Schade.
Es war aber auch nicht alle schlecht! Das muss man fair dazu sagen. Die Wechselzone war in der Grundschule Stadt untergebracht, was bei widrigem Wetter guten Unterschlupf bot. Die Sanitäranlagen sowie die Möglichkeit zu Übernachten konnte man in der angrenzenden Turnhalle der Schule nutzen. Für einen größeren Event sollte das aber größer dimensioniert werden!
Was auch störend war: nur ein Transponder für 4 Leute! Nicht nur, dass dieser nur am Fuss getragen werden konnte, sondern für die Distanz doch arg hinderlich weil wenig war.
Und vermisste wurde auch ein Bikewash. Zwar war es nicht nass von oben, aber mehrfach 18km in staubtrocken. Bah!
Offizieller Start war um 22:15h – Zielzeit ab 10:15h also. Gestartet wurde nach einer kleinen Einführungsrunde durch die Raderinnenstadt aus der Wechselzone (in der Grundschule) heraus. Alle Startfahrerinnen und Startfahrer standen bereit und scharrten mit den Hufen, äh, Stollen. Als um 22:15h in halber Dunkelheit das Quad sich in Bewegung setzte, um die ersten 2km das Feld anzuführen und auf die Piste zu schicken, folgte der Tross flux mit einem sofort hart angezogenem Tempo. Zunächst steil und schnell über Radwege und ehemalige Bahntrassenstücke knappe 4km bergab Richtung Wuppertalsperre führte es auf weiteren 7km um diese in Wellen drum herum und wieder fiiies lange, meist durch Wald und richtig Singletrailuphill hinauf und nach 12km und entlang der Bundesstraße auch zurück Richtung Radevormwald. Endlich im Rhythmus angekommen, lief es die letzten 6km immer rund, kleinere Rampen- und Wurzelteppichpassagen konnte man gern im dicken Gang wegdrücken. Mit einer knapp 1km langen Asphaltschleife um den Ortskern herum war man dann aber trotzdem froh zurück in die Wechselzone zu, um auf den nächsten Fahrer zu wechseln. Jede/r fuhr seinen Rhythmus im Rahmen ihrer/ seiner Möglichkeiten. Trotz des überschaubaren Starterfeldes war man nicht immer völlig alleine unterwegs. Meist blieb es aber bei einsamen Runden im durchaus unangenehmen (Gegen-) Wind. Kühle, stärkere Briesen bei schwül-warmen 23°C in der Nacht waren zwar konditionell gemein, aber willkommene Abkühlung. In Runde drei machte sich zwar kein Schlafdefizit, dafür aber mein meckernder Magen bemerkbar, so dass ich in der Dämmerung einen 20 Sekundenstopp an der zweiten Versorgungsstation, welche ich dann auch entdeckte, einlegen und revitalisierende Flüssigkeit zu mir nehmen. In Ermanglung an Cola, musste es ein Energiedrinkschluck richten. Die inzwischen aufgehende Sonne blinzelte durch die Bäume und kündigte einen schwülen Tag an und ich war froh, dass die letzten Runden für uns angebrochen waren.
Alles in allem blieb mein 4er Mixed von technischen Pannen und vor allem Stürzen verschont. Wir kamen alle heile durch im Rahmen unserer Möglichkeiten. Vor allem die Schwüle, welche auch nachts nicht abnahm, machte einem zu schaffen. Auf breiten Grob- und Feinschotterwegen, sowie Singletrails und Wald-Wiese-Ackerpisten in Up- und Downhill ging es rund um Radevormwald. Fahrtechnisch musste man nicht zu viel mitbringen, die Wege waren alle gut fahrbar. Von einigen Wurzeln oder Grobschottenrutschpassagen abgesehn, war Kondition sehr gefragt. Man musste zu einiger Uphillquälerei bereit sein! But that’s we’re rideing for?! ;)
Nächtliche Wildtiergeräusche jagten einem nicht nur Angst und Schrecken ein und erhöhten den eh schon hämmernden Puls noch mehr, sondern machten einem auch echt Beine. In den Morgenstunden sollen gar Wildsäue den Weg gekreuzt haben. Vom Orgateam waren wir noch drauf hingewiesen worden, dass das Wort „Wildwechsel“ durchaus wörtlich zu nehmen sei… Ich bin froh keinem Tier begegnet zu sein!
Besonders froh waren wir „Drecksäue“ aber darüber, dass wir trotz Zeit- und Orgachaos (der Zeitplan war sehr optimistisch und von Beginn an zum Scheitern verurteilt) doch noch die Strecke einmal besichtigt und abgefahren hatten. Die Motivation sich dadurch zu quälen wich trotz steigender Müdigkeit und Kraftlosigkeit nicht.
Insgesamt stellten sich sechs 4er Mixed-Teams der Herausforderung, wobei wir uns schlussendlich ab 6 Uhr früh um Platz 2 und 3 mit dem Team „Sportler Helfen“ gebattelt haben. Am Ende hatte dies Team wohl die bessern Nudeln am Abend vorher gehabt (mein Magen hat sie jedenfalls nicht sonderlich gut vertragen L ) und verwies uns fair auf Platz 3. Danke für den Spass auf und Abseits der Strecke! J An die Sieger der 4er Mixed Kategorie kamen wir aber wirklich nicht einmal annähernd heran. Glückwunsch an die MTB Rocker!
Nun heisst es regenerieren, Material warten und vorbereiten. Denn: die Rheinpower 24h von Duisburg are calling! :D