Eine Solo-Tour durch die Dolomiten

7 Tage – 840 km – 17.300 Hm – 14 Pässe.
Eine Solo-Tour durch die Dolomiten
von Yasha Dahlmann

Die Idee für die Dolomiten Tour entsprang aus einem Geburtstagsgeschenk meiner Freundin: 1 Woche Rennrad fahren! So setzte ich mich hin und überlegt wo es hin gehen könnte: mein Traum war eine Woche in den Dolomiten zu fahren. Ich suchte eine entsprechende Bahnverbindung  raus, den Nachtzug von Düsseldorf nach Innsbruck, und fing an meine Tour mit Start- und Endpunkt Innsbruck zu planen. Also sechs  Übernachtungen vorzubuchen (meistens zahlte ich nicht mehr als 55 €) und die große Frage nach dem Transport des Gepäckes zu lösen. Nach langer Überlegung entschied ich mich für einen leichten Fahrradrucksack von Osprey und den Sattelpack L von Ortlieb. Also ein absolut minimales Gepäck!

Nach mehrmaligen Ein- und wieder Auspacken nahm ich Folgendes mit:
2 kurze Rennradhosen, 2 kurze Radtrikots, 1 langärmliges Trikot, 1 Windweste, 1 Radjacke, 2 Paar Rennradsocken, 1 Unterhose, 1 kurze Hose, 1 T-Shirt, 1 Paar Flipflops, Multitool, Ersatzschlauch, Digitalkamera mit Weitwinkelobjektiv, 2 Akkus, Ladegerät, Handy plus Ladekabel, Ladekabel für Tacho, Sonnencreme, Sonnenbrille, Zahnbürste und -pasta, Gesäßcreme, Massagebalsam, 30 Getränketabletten, 10 Powerriegel, 2 Getränkeflaschen, Taschenmesser, Fahrradpumpe, Lesebrille, Südtirolkarte, Bank- und Kreditkarte, Bargeld, Wertsachenbeutel.

Am Rad hatte ich eine Kompaktkurbel und hinten 12-30 aufgelegt.
Start der Tour war der Düsseldorfer Hauptbahnhof. Von dort ging der Nachtzug nach Innsbruck.

1.Tag: Zugfahrt von Innsbruck zum Ötztal Bahnhof. Von dort ging es um 10.30 Uhr Richtung Sölden los! Die 1. Etappe ging übers Timmelsjoch und Meran nach Naturns. Das Wetter war sonnig, am Timmelsjoch windig und kalt. Über den Tag verteilt sah ich nur wenige Radfahrer. Mit zwei Rennradfahren, die für den Ötzi trainierten, bin ich die letzten km zum Pass hochgefahren. 130 km und ca. 2500 Hm waren am Nachmittag ohne große Probleme geschafft.

 

2. Tag: Heute standen 2 Pässe an die es in sich haben, Stilfser Joch und anschließend der Gaviapass. Ziel war Ponte di Legno. Wie zu erwarten war es ein sehr harter Tag. Am Stilfser Joch war ich nicht unbedingt alleine, viele Rennradfahrer, Mountainbiker, Motorräder, Caravans und sogar Rollerblader. Alle wollten hoch zum Pass, jeder in seiner Geschwindigkeit. Im Gegensatz dazu die nachmittägliche Fahrt über den Gavia Pass: kaum noch ein Radfahrer, sehr wenige Autos und viel Natur. Traumhafte Aussichten und Gämse aus nächster Nähe entschädigten die Strapazen etwas. Knappe 130 km mit fast 3800 Hm lagen in Ponte die Legno hinter mit.

 

 

 

3. Tag: Ziel war heute Borgo im Valsugana. Zwei Pässe (Tonale und Campo) und eine lange Wegstrecke lagen vor mir, so war mit einem langen Radtag zu rechnen. Bis Trento lief die Tour ganz gut. Ohne Navi, nur mit einer Karte ausgestattet, erwies sich die Wegfindung durch Trento und Umgebung als schwierig. Da ich fließend italienisch spreche und einen recht guten Orientierungssinn habe, fand ich schließlich den richtigen Weg nach Borgo. In Italien sind viele größere Landstraßen für Radfahrer gesperrt, so dass man immer wieder Umwege bzw. sehr kleine Straßen suchen muss. Die letzten 20 km fuhr ich mit einem italienischen Rennradfahrer zusammen. Nach fast 180 km und rund 2500 Hm erreichte ich im strömenden Regen Borgo und war froh, ein angenehmes Zimmer vorzufinden.

4. Tag: Da der dritte Tag gegen Ende sehr anstrengend war, ich noch vier Tage vor mir hatte und die Wetterprognose schlecht war, kürzte ich meine ursprünglich geplante Tour ab. Heutiges Ziel war Campitello kurz vor Canzei. Heute stand der berüchtigte Passo Manghen an. Auf den gut 20 km langen Aufstieg traf ich keinen einzigen Radfahrer (und auch so gut wie kein Auto). Die Strecke war sehr beeindruckend, viel Wald und Einsamkeit und zum Ende mit fast durchgehend 10% anspruchsvoll. Oben war es kalt, windig und nass. Auf dem Pass gönnte ich mir eine leckere Minestrone. Nach 82 km und 2270 Hm war mein heutiger Radtag schon zu Eende. Ich genoss den späten Nachmittag und das anschließende Menü in einer kleinen Pension.

5. Tag: Das Wetter besserte sich wieder und meinen Beinen tat die gekürzte Etappe des Vortages sehr gut. Nun ging es ins Zentrum der „Rennrad-Dolomiten-Pässe“ – Passo Fedaia – Passo Pordoi und Passo Sella. Das Wetter spielte mit und ich hatte einen wunderschönen Rennradtag. Am Fedaia war ich noch allein unterwegs. Dies änderte sich am Passo Pordoi, zwar nicht die Massen wie am Stilfser Joch aber doch gut frequentiert. Nach dem Sella ging es 40 km bergab nach Klausen, meinem Endpunkt. Alle Anstiege waren heute gut zu fahren und nicht mit allzu großen Schwierigkeiten gespickt. 107 km und 2320 Hm.

 

 

 

6. Tag: Da ich am Nachmittag noch Bolzano anschauen wollte stand heute eine kurze Etappe auf dem Programm, aber mit einem richtigen Brocken auf dem Weg, dem Passo Nigra! Bei 30 Grad am frühen Morgen fuhr ich ein paar km das Eissacktal runter und bog bei Blumenau in eine kleine Landstraße ein. Im Internet hatte ich bereits gelesen was nun auf mich zu kam: 24% und ein nicht enden wollender Abschnitt mit weit über 18% war dann doch eine satte Herausforderung. Nach der unspektakulären Passhöhe ging es dann im Schnelltempo runter nach Bolzano. 78 km und 1500 Hm.

7. Tag: Am Abend fuhr mein Zug von Innsbruck wieder zurück nach Düsseldorf. Natürlich könnte man den Radweg durchs Eissacktal und diesen dann weiter über den Brennerpass nutzen. Ich bevorzugte die anspruchsvollere Variante über das Penser Joch. Dies war zum Abschluss noch ein richtig schöner Radtag und wie häufig trotz der Sommerferienzeit eine recht einsame Strecke (ausgenommen Stilfser Joch und Passo Pordoi). Der Radweg über den Brenner war zwar ein Umweg, ist aber wunderbar zu fahren, so ganz ohne Auto- Motorrad und Lkw-Verkehr. Nach 130 km und 2500 Hm erreichte ich mein Ziel Innsbruck.


7 Tage – 840 km – 17.300 Hm. Eine Solo-Tour durch Südtirol und die Dolomiten, kleine Pensionen, wunderbare Pässe, mal einsam wie der Passo Mangehn oder der Gavia, mal touristisch wie das Stilfser Joch. Wer mit wenig Gepäck klar kommt und wer die Beine für sieben Tage Pässe hat, für den ist diese oder eine ähnliche Tour wärmstens zu empfehlen.

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