Wenn der Start in die Saison 2017 erkältungsbedingt eher zäh ist, das Wetter am Niederrhein nicht besser zu werden scheint und man bei Trainingsausfahrten davon träumt, wie toll es wäre, wenn es Reiseanbieter geben würde, die Flüge mit Radtransport nach Watopia vermitteln, spätestens dann ist der Zeitpunkt gekommen, außerhalb Deutschlands ein Trainingslager zu machen. In der ersten Märzhälfte hatte ich nach der dritten Erkältung seit November die Nase voll und kurzentschlossen mit meinem Trainingsbuddy Scott, dem es ähnlich ging, das Auto mit unseren Rädern, mehreren Laufradsätzen, Kisten voller Werkzeug und Ersatzteile, einem Haufen Sportklamotten für Außentemperaturen von 0° bis 30°C – als Radsportler rechnet man ja immer mit allem – und ein paar wenigen zivilen Kleidungsstücken vollgepackt und uns auf den Weg Richtung Provence-Alpes/Côte d’Azur gemacht. Wir hatten wie bereits im Vorjahr ein winziges Ferienhäuschen in Cogolin, einem kleinem Örtchen in der Bucht zwischen St. Tropez und St. Maxime, für zehn Tage gemietet.
Nach elf Stunden Nonstopfahrt kamen wir gegen Nachmittag an, packten unseren Krams aus und saßen 45 Minuten später mit eher schweren Beinen auf dem Rad, um mit einem gepflegten 30er-Schnitt und mit einem kleinen Schlenker über den Col du Bougnon einzurollen. Der Col du Bougnon ist typisch für die Anstiege, die uns in den nächsten Tagen begegnen sollten. Fast alle waren im Wesentlichen gleichmäßige Kategorie 3/4-Anstiege mit durchschnittlich 5% Steigung – auch kürzere steilere Abschnitte hatten selten mehr als 15% – und ließen sich einigermaßen locker in 15-30 Minuten bewältigen.
Am zweiten Tag wurde es dann ernst. Über Nacht war viel Wind aufgekommen und wir hatten in Küstennähe mit Böen >80km/h zu kämpfen, die uns immer wieder von der Seite reindonnerten. Unser Trainer – Scott und ich fahren beide Lizenzrennen Masters bzw. C-Klasse, Scott fährt dabei Masters für die frisch gegründete Renngemeinschaft “Just for the Glory”, beide werden wir vom gleichen Trainer betreut – hatte uns darüber hinaus noch ein paar gemeine EB/SB-Intervalle in den Tagesplan geschrieben, die uns dann erwartungsgemäß auch den Stecker gezogen haben.
Auch an Tag 3 war es noch immer sehr stürmisch, was vor allem aus dem geplanten Sprinttraining eher ein Kunstflugtraining machte.
An den nächsten Tagen wurde das Wetter dann so, wie man es sich nur wünschen konnte (bis auf Tag 8, da regnete es; mir passte das als Ruhetag ganz gut, Scott wollte trotzdem fahren, kam aber nicht weit): Immer weniger Wind, ansteigende Temperaturen bis 25°C, also an einigen Tagen sogar warm genug für Kurz-kurz, aber nie so warm, dass man an Anstiegen zusätzlich leiden musste. Der Trainingsplan war weiterhin heftig, der Trainingsstress ließ die Ramprate steil nach oben und die TSB steil nach unten gehen. Aber so soll es schließlich sein. Bemerkenswert in der Region sind übrigens auch die mehr oder weniger makellos asphaltierten Straßen. Man merkt im Vergleich zum französischen Inland, dass hier offenbar Gemeinden mit ordentlich Geld sind, die auf ihre Infrastruktur achten. Auch die Autofahrer waren – im Gegensatz zu vielen Autofahrern zu Hause im Ruhrtal und in der Gegend um Ratingen – höflich, geduldig und immer auf ausreichend Abstand bedacht, so dass man bei den Abfahrten durchaus die Rennlinie nehmen konnte.
Am letzten Tag rollten wir dann ziemlich früh los, um noch ein paar Bestzeiten mitzunehmen.
Leider hatten wir es dieses Jahr beide nicht geschafft, auf dem STRAVA-Segment “Speed Camera Sprint” den Blitzer auszulösen. Merde!
Danach warfen wir unseren Krempel wieder ins Auto und fuhren mit Bleifuß in die Nacht und nach Hause.
Unsere Touren bei STRAVA
Tag 1
Tag 2
Tag 3
Tag 4
Tag 5
Tag 6
Tag 7
Tag 8
Tag 9
Tag 10
STRAVA-Segment “Speed Camera Sprint”
Noch Fragen? Einfach an Guido schreiben: leistungssport@erg1900.de
Schöner Bericht!